Erfolgreiches Geschäftsjahr 2024: Der Flughafen Zürich und die Swiss melden Rekordzahlen – welche Bereiche weiterhin Sorgen machen

Die Reiselust ist ungebrochen. Im Jahr 2024 erreichten die Passagierzahlen weitgehend das Niveau vor der Pandemie bei gleichzeitig geringerer Anzahl an Flugbewegungen.
Bild: P. Trippi

Zwei bedeutende Träger der schweizerischen Luftfahrt melden für 2024 erfreuliche Ergebnisse: 31,2 Millionen Passagiere sind über den Flughafen Zürich geflogen, Swiss begrüsste 2024 rund 18 Millionen Passagiere an Bord. Auch die Finanzergebnisse lassen sich sehen. Das Flughafen-Konzernergebnis erreichte einen neuen Rekordwert, die Swiss lieferte das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte ab.

von Peider Trippi,
3. April 2025

Die Passagierzahlen 2024 des Flughafens Zürich liegen praktisch auf dem Niveau von 2019. Im Mai 2024 wurde das Passagieraufkommen des Vorkrisenniveaus auf Monatsbasis erstmals übertroffen. Auch das Retail- und Gastrogeschäft entwickelte sich am Flughafen durchwegs positiv. Die Umsatzsteigerung bestätigt den attraktiven Angebotsmix und die hohe Qualität des Standortes.

Der Home Carrier Swiss beförderte im Berichtsjahr 52 Prozent des Passagieraufkommens, während Edelweiss Air einen Anteil von 10 Prozent erreichte. Mit 2 Prozent der Passagiere am Flughafen Zürich war EasyJet erstmals seit 2019 grösser als Eurowings und Lufthansa. Auf die Mitglieder der Lufthansa Gruppe entfiel total ein Passagieranteil von 67 Prozent.

Nach einem Dämpfer im Vorjahr verzeichnete das Frachtaufkommen im Jahr 2024 eine Zunahme von 15 Prozent. Die Luftfracht mit 70 Prozent Anteil erholte sich zum Vorjahr überdurchschnittlich, blieb jedoch 9 Prozent unter 2019. Die erhöhte Nachfrage nach Strassenfracht kehrte im Berichtsjahr zurück.

Neben der geopolitischen Lage und Wetterphänomenen erfordern grosse Infrastrukturprojekte wie die Erneuerung der Gepäcksortieranlage oder die Entwicklung der landseitigen Passagierflächen hohe Anstrengungen. Investitionen in die Flughafenbetreiberprojekte erreichten 2024 CHF 342,8 Millionen (Vorjahr 314,9 Mio.) Beide Projekte müssen während des laufenden Betriebs realisiert werden. Gleiches gilt für den Ersatzbau für das Dock A und die gesamte Entwicklung des Flughafenkopfs. Der Fokus auf Innovation und Effizienz zeigt sich auch im Aufbau des ZRH Innovation Hub. Dieser soll als Think-Tank und als Ort der Zusammenarbeit mit Partnern, mit Start-ups und Forschungseinrichtungen dienen.

Schärfung der strategischen Sicht

Das Flughafen-Management hat im vergangenen Jahr die strategischen Leitlinien weiter geschärft. Dabei wurde das Geschäftsmodell im Grundsatz bestätigt und die fünf Zieldimensionen «Geschäftsentwicklung», «Wirtschaftlichkeit», «Innovation & Effizienz», «Qualität & Kundenerlebnis» und «ESG» als massgebend festgelegt. Durch die Definition messbarer Leistungsindikatoren entlang dieser Dimensionen kann die Steuerung des Unternehmens weiter verbessert und die Prioritäten konsequenter festgelegt werden.

Im Bereich der luftseitigen Geschäftsentwicklung prägten unterschiedliche Entwicklungen das Bild: Den höchsten Passagieranteil hielt der Lokalmarkt, welcher rund 2 Prozent unter dem Vorkrisenvolumen stand. Der Transfermarkt wies zum Jahr 2019 ein Passagierzuwachs von 1 Prozent aus, was in einem leicht erhöhten Transferanteil von 30 Prozent resultierte. Der Interkontinentalmarkt wuchs zum Vorjahr um 7 Prozent und machte einen Viertel der Passagiere aus. Dessen Erholung zum Niveau von 2019 blieb mit 94 Prozent jedoch unterdurchschnittlich.

Im internationalen Bereich ist die Flughafen Zürich AG mit dem Betrieb von Flughäfen und Tochtergesellschaften im Ausland tätig. Dazu gehören die Analyse von Flughafen-Konzessionen, die Privatisierung von Flughäfen und direkte Akquisitionsmöglichkeiten sowie die Entwicklung und Führung von Flughafenbetreiberprojekten. Aber auch die Beratung und die Unterstützung von strategischen Investoren bei der Entwicklung und dem Betrieb von Flughäfen sowie der Wissenstransfer zu den eigenen Flughäfen und Tochtergesellschaften im Ausland sind Teil davon. International betreibt die Flughafen Zürich AG sieben Flughäfen, in den Ländern Brasilien, Chile und Indien, mit jeweils einer 100-prozentigen Beteiligung. Das hier bediente Passagieraufkommen beträgt knapp die Hälfte von Zürich.

Der Geschäftsbereich Commercial ist zuständig für die Betreuung der kommerziellen Zentren, den landseitigen Verkehr und das Marketing. Der Bereich gestaltet luft- und landseitig ein attraktives Einkaufs-, Gastronomie- und Dienstleistungserlebnis und betreibt eines der erfolgreichsten Shoppingcenter der Schweiz sowie das Dienstleistungszentrum Circle und die verschiedenen Parkingprodukte sowie die Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Mit seinen mehr als 50 internationalen und nationalen Unternehmen mit über 5ʼ000 Mitarbeitenden hat sich der Circle als Business- und Dienstleistungsadresse etabliert.

Dessen Vermietungsquote liegt bei über 90 Prozent.

Der Bereich Real Estate ist zuständig für die Entwicklung, den Bau sowie die kaufmännische, technische und infrastrukturelle Bewirtschaftung aller Hochbauten und damit verbundenen Anlagen am Flughafen Zürich. Das Portfolio reicht dabei von den Terminalgebäuden, Bürozentren, Logistik- und Werftgebäuden bis hin zum Circle.

Der Flughafen Zürich als Schweizer Tor zur Welt ist ein Qualitätsflughafen im Herzen Europas und ist international, national sowie regional bestens vernetzt. Für seine hervorragenden Dienstleistungen, die kurzen Umsteigewege, die Freundlichkeit des Personals, die Sauberkeit der Infrastruktur, die Zuverlässigkeit der Prozesse, attraktive kommerzielle Angebote und weitere Qualitätsmerkmale erhält der Flughafen Zürich regelmässig Auszeichnungen. Sowohl beim Airport Service Quality Award als auch beim World Travel Award erreichte er erneut den ersten Platz in seiner Kategorie neben weiteren Auszeichnungen. Im vergangenen Jahr wurde ausserdem die Website des Flughafens Zürich erstmals zur besten Flughafen-Webseite gekürt.

Finanzielle Entwicklung

Das Wachstum des Verkehrsaufkommens und der Non-Aviation-Erträge führte im Berichtsjahr zu neuen Rekordwerten auf Stufe Ertrag, Betriebs- und Konzernergebnis. Der Konzerngewinn stieg auf CHF 326.7 Millionen (Vorjahr: CHF 304.2 Mio.) und übertraf damit erstmals das Niveau von 2019. Die Ausschüttung an die Aktionäre soll aufgrund des erfreulichen Ergebnisses von CHF 5.30 auf CHF 5.70 je Aktie erhöht werden.

Insgesamt entwickelten sich die Aviation-Erträge besser als die Wachstumsrate der Passagierzahlen und stiegen von CHF 610.1 Millionen auf CHF 672.8 Millionen (+10 %). Verglichen mit dem Jahr 2019 betrugen die Aviation-Erträge 102 Prozent. Die Non-Aviation-Erträge nahmen im Berichtsjahr um 4 Prozent auf CHF 653.5 Millionen zu, was rund 119 Prozent der Erträge des Jahres 2019 entspricht. Insgesamt nahm der Umsatz um 7,3 Prozent auf 1,33 Milliarden Franken zu. Die Erträge aus internationalen Flughafenkonzessionen stiegen insgesamt um 11 Prozent auf CHF 130.9 Mio.

Die gesamten Betriebskosten stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf CHF 593.3 Millionen. Die bereinigten Betriebskosten (ohne Aufwendungen aus Bauvorhaben) verzeichneten einen Anstieg von 9 Prozent auf CHF 566,5 Millionen und lagen 17 Prozent über dem Niveau von 2019. Dabei erhöhte sich der Personalaufwand im Berichtsjahr um 11 Prozent auf CHF 244,9 Millionen. Die Abschreibungen und Amortisationen erhöhten sich 2024 auf CHF 299,5 Millionen (+4 %). Dieser Anstieg ist unter anderem auf neue Projektaktivierungen für die Gepäcksortieranlage und die Inbetriebnahme der Vorfelderweiterung in der Zone West zurückzuführen.

 SWISS erzielt 2024 684 Millionen Franken Gewinn

Die erste fliegende Kunstgalerie der Welt:Die Sonderlackierung der ersten Airbus A350 ist eine Hommage an die Schweiz – kreativ, verspielt und voller Geschichten. Jede Illustration fängt eine Besonderheit unseres Landes ein und erzählt von den Landschaften, Menschen und der Kultur. Bild: SWISS

Insgesamt hat die SWISS im Geschäftsjahr 2024 rund 18 Millionen Passagiere transportiert, das sind 9,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der Flüge stieg um 9,1 Prozent auf über 142.000. Die durchschnittliche Auslastung aller SWISS Flüge lag mit 84,1 Prozent 0,4 Prozentpunkte unter Vorjahr. Die angebotenen Sitzkilometer auf dem gesamten Streckennetz nahmen um 10,1 Prozent zu. Die verkauften Sitzkilometer stiegen um 9,6 Prozent. Überschattet wurde das Jahr 2024 vom Unfall des Airbus A220, der in Graz notlanden musste und dabei ein Besatzungsmitglied verstarb.

Die Fluggesellschaft SWISS erwirtschaftete mit einem Gewinn von CHF 684 Millionen im Geschäftsjahr 2024 das zweitbeste Jahresresultat ihrer Unternehmensgeschichte (Rekordjahr 2023 mit 718 Millionen Franken). Die Luftfahrtbranche erholt sich zwar, doch die hohen Kosten und sinkenden Durchschnittserlöse im Langstreckenbereich bremsen die Gewinne der SWISS. Die operativen Erträge in Höhe von 5,6 Milliarden Franken lagen 6 Prozent über dem Vorjahr und damit so hoch wie noch nie. Das gute Resultat ist wichtig: Es ermöglicht der Fluggesellschaft wichtige Investitionen in ihr Produkt und in die Pünktlichkeit.

SWISS plant in den kommenden fünf Jahren rund eine Milliarde Franken pro Jahr in ein erstklassiges Reiseerlebnis – am Boden und in der Luft – zu investieren. Damit sollen in die Kabinen-Ausstattungen, Stabilität und Pünktlichkeit des Flugbetriebs sowie in die Nachhaltigkeit investiert werden. Damit kann der «angekratzte» Ruf als Premiumairline der Schweiz wieder aufpoliert werden.

SWISS als Stütze der Lufthansa-Gruppe

Dank dem ausgewiesenen Gewinn trägt SWISS 43 Prozent zum Gewinn der Lufthansa-Gruppe bei. Allein die grösste Airline der Gruppe Lufthansa rutschte 2024, bei einem Gewinnrückgang um fast eine Milliarde Euro, mit 94 Millionen Euro in die roten Zahlen. Der Umsatz der Gruppe, zu dem auch die Gesellschaften Lufthansa Cargo, Austrian Airlines, Brussels Airlines, SWISS, Air Dolomiti und neuerdings ITA Airways gehören sowie im Lowcost- und Touristikbereich Eurowings, Discover Airlines und Edelweiss, erreichte ein neues Rekordhoch von 37,6 Milliarden Euro, einen Zuwachs von sechs Prozent. 

Kostendruck bleibt hoch

Das Unternehmen spürt aufgrund des allgemeinen Kapazitätswachstums im Markt einen zunehmenden Druck auf die Durchschnittserlöse. Längere Standzeiten der Kurzstreckenflotte belasten die Effizienz der Produktion und führte unter anderem zum Einsatz von 21 Flugzeugen im Wet-lease-Einsatz von Helvetic und Baltic Air. Als weitere Kostentreiber stehen höhere Gebühren, höhere Personalkosten, geopolitischen Unruhen (die zu längeren Flugzeiten und damit höherem Treibstoffverbrauch sowie zu Flugausfällen führen) sowie Kapazitätsengpässen im europäischen Luftraum im Fokus.

Wie der SWISS-CEO Jens Fehlinger bei einem Medien-Roundtable im Februar 2025 betonte, kann die SWISS dem Qualitätsanspruch nicht in allen Bereichen gerecht werden. Gerade die Themenbereiche Pünktlichkeit (nur noch 65 Prozent) und Zuverlässigkeit lassen zu wünschen übrig. Verstopfte Flughäfen und Lufträume und nicht einsatzbereite Flugzeuge (vor allem aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Ersatzteilen der Triebwerke, mobimag.ch berichtete) bereiten Sorgen. Um die Qualität zu steigern soll gemäss Fehlinger das Wachstum weniger forciert werden. Auch soll aus dem Wet-lease teilweise ausgestiegen werden. Schweizer erwarten auf einen SWISS-Flug auch SWISS-Maschinen und nicht markenfremde Produkte. Weiter wurden Massnahmen eingeleitet, die Pünktlichkeit 2025 auf 70 Prozent zu steigern. Mittelfristig werden Werte von 80 Prozent angestrebt.

Neue Reiseerlebnisse in 2025

SWISS macht einen weiteren wichtigen Schritt bei der Modernisierung ihrer Langstreckenflotte: Ab Herbst 2025 wird die grösste Airline der Schweiz sukzessive fünf neue Flugzeuge vom modernen, hochwirtschaftlichen und emissionsarmen zweimotorigen Typ Airbus A350-900 einflotten und damit langfristig die noch vorhandenen vier Flugzeuge vom vierstrahligen Typ Airbus A340-300 ersetzen. Die Flugzeuge stammen aus dem Bestellbestand von insgesamt 25 A350-900, den die Lufthansa Group 2019 bei Airbus angelegt hatte. 

Die Fluggesellschaft wird ihren Fluggästen unter dem Namen «SWISS Senses» ab 2025 ein völlig neues, mehr persönlicheres Reiseerlebnis bieten. Wichtigstes Element ist dabei eine neue Kabinenausstattung für die Langstreckenflotte. Die Reiseklassen First, Business und Economy werden von Grund auf erneuert, die im Jahr 2022 eingeführte bewährte SWISS Premium Economy bleibt bestehen. Erstmals wird ein Suite-Konzept in der First-Class und in Teilen der Business-Class eingebaut. Privatsphäre mit verschliessbaren Schiebetüren, persönlicher geräumiger Garderobe, grossem Esstisch, Sitzheizung und -kühlung, kabellosem Lademodul sowie Bildschirme über die gesamte Suitenbreite gehören dazu. Die mittlere Suite ist wahlweise auch für zwei gemeinsam Reisende ausgelegt. Die neuen Airbus A350-900 werden bereits mit dem neuen Interieur ausgeliefert.

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