Deutlicher Rückgang bei der Elektrifizierung von Autos in der Schweiz: Das steckt dahinter

Der Volvo EX30 ist sehr beliebt. Bild: Alexander-93/Wikimedia/CC BY-SA 4.0

Im ersten Halbjahr wurden weniger Autos neu zugelassen als noch in der Vorjahresperiode. Doch die Neuzulassungen von Elektroautos brachen gerade zu ein. Das führt dazu, dass die Autohändler dieses Jahr die CO2-Grenzwerte nicht einhalten könnten – ein Ziel, das sie erst im Jahr 2023 zum ersten Mal erreichen konnten.

von Stefan Ehrbar
22. Juli 2024

In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden 121’218 Fahrzeuge neu in der Schweiz zugelassen. Das sind zwei Prozent weniger als in der Vorjahresperiode – vor allem wegen einem schwachen Juni, in dem der Rückgang 10 Prozent betrug.

Wie es in einer Mitteilung des Verbands Auto-Schweiz heisst, habe der Anteil der alternativen Antriebe auf 58,2 Prozent gesteigert werden können. Dazu gehören rein elektrisch betriebene Autos (BEV), aber auch die in Sachen Umweltwirkung umstrittenen Plug-In-Hybride (PHEV) sowie Mild-Hybride. 

Damit hat es sich aber mit den guten Nachrichten. Denn der für die Umweltwirkung relevante Anteil der reinen Elektroautos an den Neuzulassungen ist gegenüber dem Jahr 2023 deutlich gesunken – von 20,9 Prozent auf 17,6 Prozent. Das jahrelange Wachstum der Elektroautos wurde damit nicht nur gestoppt, sondern ins Gegenteil verkehrt.

Die Gründe sind unter anderem das Fehlen von günstigen Elektroautos für eine breite Masse von Käufern, aber auch die ungenügenden rechtlichen Grundlagen. So gibt es in der Schweiz weiterhin kein Recht auf Laden für Mieterinnen und Mieter. Diese sind weiterhin auf den guten Willen ihrer Vermieter angewiesen wenn es darum geht, ob sie ihr Auto zuhause laden können oder nicht. Immerhin: Eine Motion von GLP-Präsident und Nationalrat Jürg Grossen, die das Recht auf Laden verankern will, wurde am 13. Juni 2024 vom Nationalrat angenommen und liegt nun beim Ständerat. 

Die Flaute bei den Elektroautos könnte laut Auto-Schweiz dazu führen, dass die Importeure die CO2-Zielwerte dieses Jahr nicht erreichen werden, wofür sie vom Bund gebüsst werden können. Die Erreichung der Zielwerte war den Importeuren im vergangenen Jahr zum ersten Mal gelungen.

Mobimag hat analysiert, welche Modelle im ersten Halbjahr am meisten verkauft wurden, wie viele Emissionen sie verursachen und wie sich ihre Rangierung verändert hat. Auffällig ist: Mit dem Tesla Model Y ist erneut ein Elektroauto das meistverkaufte Modell – und mit dem Volvo EX30 hat ein weiteres Elektroauto deutlich an Boden zugelegt. Im Jahr 2023 waren von diesem erst 4 Exemplare neu zugelassen worden, weshalb das Modell nun mit knapp 1’500 neu zugelassenen Fahrzeugen in den ersten sechs Monaten 370 Plätze gutmachen konnte.

Bei den alternativen Antrieben zeigt sich der erwähnte Rückgang bei den Elektroautos, während bei den Autos mit Mild-Hybrid-Antrieb eine Zunahme von 27,4 Prozent aller Neuzulassungen im Jahr 2023 auf 31,8 Prozent im ersten Halbjahr 2024 verzeichnet wurde.

Im Vergleich mit europäischen Ländern verliert die Schweiz in Sachen Elektrifizierung an Boden. Bei den rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen liegt sie mittlerweile deutlich hinter Norwegen, Schweden und den Niederlanden. Sie liegt zwar weiterhin vor Deutschland, Österreich und Frankreich, aber nicht mehr viel. 

Schlusslichter bei der Elektrifizierung in Europa sind weiterhin Spanien, Italien und Polen, wo die Zuwächse zuletzt auch nur marginal waren. Das zeigen Zahlen aus dem Jahr 2023. Neuere Daten aus Europa liegen noch nicht vor, die Schweiz dürfte aber im ersten Halbjahr im Vergleich weiter an Boden verloren haben.

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