So schaffte Gent die Verkehrswende // Das ist wichtig für eine dichte Stadt // Darum lieben viele Deutsche die Autobahn (Abo)

Das belgische Gent gilt als Vorbild der Verkehrswende. Bild: Callum Parker/Unsplash

In der belgischen Stadt Gent hat das Velo das Auto als beliebtestes Verkehrsmittel abgelöst. Der verantwortliche Politiker erhielt deshalb Todesdrohungen. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland mit den Links zu spannenden Geschichten: So sollten Innenstädte gestaltet sein – und darum lieben viele Deutsche Autobahnen ohne Tempolimit.

von Stefan Ehrbar
24. Februar 2023


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So schaffte Gent die Verkehrswende

Die belgische Stadt Gent hat in ihrer Verkehrspolitik erstaunliches geschafft: Nicht weniger als ein «Regimewechsel» sei vollzogen worden, berichtet der Sender Sky News in einer Reportage. Das Velo habe dem Auto «die Krone abgenommen»


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Dahinter stehe Filip Watteeuw, der stellvertretende Bürgermeister und Architekt des Mobilitäts- und Verkehrsplans der Stadt. Er berichtet davon, dass er deswegen Todesdrohungen erhalten habe. Er sei sechs Wochen lang unter Polizeischutz gestanden, so Watteeuw, der von einem «brutalen Kampf» spricht.

Der habe sich aber gelohnt. Die Nutzung des öffentlichen Verkehrs ist laut der Reportage seit dem Inkrafttreten des Plans im Jahr 2017 um 12 Prozent gestiegen. Die Nutzung des Velos hat sich in den sechs Jahren seit Einführung sogar verdoppelt.

Die eigentliche Überraschung sei aber, wie gelassen das Stadtzentrum geworden sei: «Grosse Kreuzungen werden von sorglosen Fussgängern und Velofahrern bevölkert, der wenige motorisierte Verkehr besteht fast nur aus Lieferwagen und Taxis, die als einzige hier zugelassen sind.»


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Der Plan war laut Watteuw, kurze Strecken weniger attraktiv für das Auto und attraktiver für alle anderen Verkehrsmittel. Deshalb wurde das Stadtzentrum weitgehend für Autos gesperrt, mit Ausnahmen für Mitarbeiter des Gesundheitswesens und ältere Einwohner.

Ausserhalb des Zentrums sei es zudem nicht mehr möglich, direkt zwischen den sechs umliegenden Vororten hin und her zu fahren. Stattdessen müsse man auf die Ringstrasse ausweichen, sie umrunden und wieder einfahren.

Das schönste Kompliment, das er erhalten habe, sei von einem Einwohner gekommen, so der stellvertretende Bürgermeister. Der habe ihm gesagt, dass er zum ersten Mal wieder Vögel habe hören können.

Daneben wurden auch Parkplätze umgenutzt etwa in Parks mit Sträuchern, Skulpturen und zum Teil sogar Minitrampolinen. Der Fluss Reep wurde an die Oberfläche geholt.

Nicht alle Einwohnenden allerdings sind vom neuen Verkehrsregime begeistert. In der Reportage beklagt sich etwa ein Lieferant von Getränken und Tiefkühlartikeln darüber, dass die Lieferzeiten eingeschränkt worden seien und dass unachtsame Velofahrer zu einer grösseren Gefahr geworden seien. Diese würden oft ohne Licht fahren und etwa auf dem Velo telefonieren.

Watteuw lässt sich davon nicht abhalten. Die Gegner seien immer laut, während Befürworter auf stille Unterstützung setzten. «Wenn man in der Politik ist, sollte man Politik für seine Stadt machen. Das sollte eine Politik für die Menschen sein, nicht für die Autos.»

So sollten Innenstädte künftig aussehen

Klimawandel, Warenhaus-Sterben oder Digitalisierung: Die Innenstädte verändern sich. In einem Interview mit der «taz» hat die Urbanistikforscherin Sandra Wagner-Endres vom Deutschen Institut für Urbanistik ausgeführt, wie sie idealerweise gestaltet werden sollten.


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Die Digitalisierung und der Onlinehandel führten dazu, dass Warenhäuser schliessen würden und Händler ihre Flächen verkleinerten oder die Innenstädte verlassen. Dazu komme der Klimawandel. Deshalb müssten Innenstädte neu gestaltet werden.

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