Die grossen deutschen Autohersteller geben sich klimabewusst. Eine neue Studie belegt nun aber, dass sie den Kampf für schwächere Klimaregeln anführen. BMW wird gar als «führender Gegner der Klimapolitik» bezeichnet. Ausserdem im Blick aufs Ausland: Der Aviatik-Branche laufen die Mitarbeiter davon und Flixtrain baut aus.
von Stefan Ehrbar
19. November 2021
Autohersteller gegen Klimaregeln
Den Kampf gegen den Klimawandel und für saubere Mobilität haben sich mittlerweile auch Autohersteller auf die Fahne geschrieben – zumindest offiziell. Eine Studie der britischen Denkfabrik InfluenceMap belegt nun, dass dies vor allem bei den deutschen Autoherstellern mehr Schein als Sein ist. Darüber berichtet das Portal «ecomento».
Die deutsche Automobilindustrie setze sich zwar offiziell zusehends für das Pariser Abkommen und langfristige Klimaziele ein, aber Organisationen und Firmen wie BMW und der Verband der Automobilindustrie (VDA) setzten sich kurzfristig vor allem dafür ein, Klimaregelungen zu schwächen. BMW wird als «führender Gegner der Klimapolitik in Deutschland und Europa» bezeichnet.
Die Hersteller lobbyieren gemäss der Studie vor allem gegen höhere CO2-Emissionsstandards für leichte Nutzfahrzeuge und Ausstiegstermine für Verbrennungsmotoren. Neben BMW wird auch Daimler negativ hervorgehoben, während die Klimapolitik von Volkswagen als «gemischt», aber zunehmend positiv gewertet wird. VW sei aber weiterhin Mitglied von Verbänden wie dem VDA, der sich für lockere Klimaregeln ausspricht.
Als Beispiel genannt wird auch die gemeinsame Erklärung von Autoherstellern und Staaten zum Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor, welche an der Weltklimakonferenz in Glasgow letzte Woche unterzeichnet wurde. Weder Deutschland noch Hersteller wie VW oder BMW hatten sich der Erklärung angeschlossen (Mercedes-Benz hingegen schon).
Kritisiert werden auch die Kampagnen von Herstellern wie BMW. Dessen «grüne PR» steht laut den Autoren «in krassem Gegensatz zu den Bestrebungen, die Klimagesetzgebung für Elektroautos in Deutschland und der EU zu schwächen und zu verzögern».
Der Aviatik laufen Mitarbeitende davon
Während den Herbstferien und nach der Öffnung der USA für geimpfte Reisende aus den Schengen-Staaten kam es an vielen Flughäfen zu langen Warteschlangen und teils chaotischen Zuständen. Das hat nicht nur mit dem Ansturm von Reisenden zu tun, berichtet das Portal «Aerotelegraph».
Vielmehr laufen der Branche auch die Mitarbeitenden davon. Das zeige eine Umfrage der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Demnach hätten im Sommer dieses Jahres 16 Prozent der Beschäftigten in Deutschland den Luftverkehr seit Beginn der Pandemie verlassen. Bei den besonders betroffenen Bodendienstleistern betrage dieser Anteil gar 44 Prozent.
Eine Lösung des Problems ist es laut Verdi, die Kurzarbeitergelder weiterhin auf den vollen Lohn aufzustocken, sollte die Kurzarbeit verlängert werden. In Deutschland dürften laut der Gewerkschaft bis Ende Jahr vier von zehn Beschäftigten in der Aviatik-Branche zumindest vorübergehend in Kurzarbeit beschäftigt sein. Ähnlich wie in der Schweiz wird Firmen, die Kurzarbeit anmelden, nicht der volle Lohn erstattet, sondern nur 80 Prozent. Die Firmen können die Löhne der Mitarbeiter freiwillig auf 100 Prozent aufstocken.
Der Exodus dürfte laut Verdi weitergehen. So habe beispielsweise die Lufthansa ein weiteres Programm angekündigt für den freiwilligen Ausstieg aus dem Unternehmen. Ähnliche Abgänge verzeichnet derzeit auch die Gastronomie, auch in der Schweiz. Viele Gastro-Mitarbeiter haben sich während der Krise und mit dem Wegfall ihrer Arbeitsmöglichkeit nach einer neuen Stelle umgeschaut. Anders als in der Aviatik-Branche sucht die Gastronomie derzeit allerdings händeringend wieder Personal, während die Airlines und Flughafen noch weit weg sind von Passagierzahlen wie vor der Krise und dem dementsprechenden Personalbedarf.
Flixtrain mit grosser Netzerweiterung
Der private deutsche Fernzug-Anbieter Flixtrain baut sein Angebot ab dem Frühling 2022 aus. Als neue Halte dazu kommen dann fast 20 Ziele, etwa Dresden, Kassel, Karlsruhe und Freiburg. Bereits mit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember nimmt Flixtrain zudem die Bedienung von 10 weiteren Orten auf, darunter Bonn, Koblenz und Mainz. Die Halte würden auch untereinander besser vernetzt, wird FlixMobility-Chef André Schwämmlein in einer Mitteilung zitiert.
«Wir finden, dass Fahrpläne und Netze von den Reisenden bestimmt werden müssen – daher kommen jetzt wichtige Verbindungen, die unseren Fahrgästen bisher gefehlt haben, dazu.» So biete das kommende FlixTrain-Netz zahlreiche neue Direktverbindungen, etwa von München oder Frankfurt nach Köln. Im Lauf des kommenden Jahres soll auch eine Verbindung zwischen Stuttgart und Hamburg aufgenommen werden.
Alle Züge sind laut der Mitteilung mit einem «komplett überarbeiteten Innenleben» mit neuen Sitzen, Steckdosen am Platz, modernisierten WCs und WLAN ausgerüstet worden. Zudem garantiere Flixtrain jedem Fahrgast einen Sitzplatz ohne zusätzliche Reservation.
Auch die FlixMobility-Fernbustochter Flixbus stockt das Angebot im Winter auf 170 Halte in Deutschland aus. Auch diverse Strecken durch und in die Schweiz werden wieder häufiger bedient. Über die Festtage will Flixbus sein Angebot zudem noch einmal um 25 Prozent aufstocken.
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