SUVs sind für Kinder besonders gefährlich // VW-Chef will E-Fuels // Frankreich zahlt 4’000 Euro für Wechsel aufs Velo

Wer in Frankreich Velo fährt, erhält bis zu 4000 Euro. Bild: Eddie Junior / Unsplash

Eine Studie belegt: Grosse Autos sind für zu Fuss gehende viel gefährlicher als kleine. Besonders betroffen sind Kinder. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland mit den Links zu den wichtigsten Storys: Der VW-Chef spricht sich für E-Fuels aus – und Frankreich fördert das Velofahren mit 4’000 Euro.

von Stefan Ehrbar
26. August 2022

Darum sind SUVs so gefährlich

In den Vereinigten Staaten nehmen Verkehrsunfälle, bei denen Fussgänger und Velofahrer tödlich verletzt werden, seit dem Jahr 2009 zu. Eine neue Studie, die diesen Sommer im Magazin «Journal of Safety Research» veröffentlicht wurde, analysiert, welche Arten von Autos besonders gefährlich sind.

Dafür haben die Autoren Daten von Unfallversicherungen und Spitälern analysiert und den aufprallenden Fahrzeugtyp und die medizinischen Folgen extrahiert. Die Ergebnisse sind eindeutig: Grosse Autos sind gefährlicher. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind bei einem Verkehrsunfall stirbt, achtmal höher, wenn das aufprallende Fahrzeug ein SUV statt eines kleineren Autos ist.

Doch nicht nur für Kinder sind SUVs besonders gefährlich. Sie sind in 14,7 Prozent der untersuchten Unfälle verwickelt. Diese machen aber 25,4 Prozent der tödlichen Unfälle aus. Auch Lieferwagen geben ein ähnliches Bild ab: Die Kleintransporter sind zwar nur in 5,6 Prozent der Unfälle mit Fussgängern und Velofahrern involviert, diese entsprechen aber 12,6 Prozent der tödlichen Unfälle.

«Grosse Autos verursachen nicht nur übermässige CO2-Emissionen, sondern dürften auch eine grössere Gefahr für die Sicherheit von Fussgängern und Velofahrern darstellen», schreiben die Studienautoren. Eine Schätzung zeige, dass eine Erhöhung des durchschnittlichen Fahrzeuggewichts um 100 Kilogramm mit einem Anstieg der Zahl der tödlichen Fussgängerunfälle um 2,4 Prozent in einer Region mit milderer Todesrate einhergehe.

Die Wahrscheinlichkeit, als Fussgänger von einem SUV angefahren zu werden, ist laut dem Papier 50 Prozent höher, als jene, von einem normalen Pkw angefahren zu werden.

Dieses Resultat lässt sich auch quantifizieren: Wer sich statt für einen kleinen Pkw für einen SUV entscheidet, verursacht zusätzliche externe Kosten in der Höhe von 75 Dollar pro Jahr (umgerechnet 72 Franken). Fällt die Wahl auf einen Pickup, sind es gar 98 Dollar, bei einem Van oder Minivan 114 Dollar.

VW-Chef plädiert für E-Fuels

Der künftige Chef des deutschen Volkswagen-Konzerns Oliver Blume hat sich für sogenannte E-Fuels ausgesprochen. Das berichtet das «Handelsblatt». Sein Vorgänger Herbert Diess war den synthetischen Kraftstoffen gegenüber noch kritischer gewesen.

Blume sagte diese Woche gemäss der «Automobilwoche», die Ziele des Pariser Klimaabkommens könnten ohne die E-Fuels nicht erreicht werden. E-Fuels können von herkömmlichen Autos mit Benzin- oder Dieselmotor gebraucht werden und erzeugen weniger umweltschädliche Abgase als normales Benzin oder Diesel. Allerdings ist ihre Herstellung sehr ressourcenintensiv und benötigt viel Strom. Im Vergleich zu Elektroautos sind mit E-Fuels betriebene Verbrenner-Autos zudem deutlich schadstoffintensiver und im Betrieb nicht CO2-frei.

Blume sieht E-Fuels denn auch eher als Übergangslösung für die Zeit, in der es noch Verbrennungsmotoren gibt und als Ergänzung zur Elektromobilität.

Auch im Koalitionsvertrag der neuen deutschen Bundesregierung steht ein Bekenntnis zu E-Fuels. Dieser Umstand sorgte für einen politischen Skandal in Deutschland, denn Blume soll in seiner Funktion als Porsche-Chef auf den FDP-Finanzminister Christian Lindner eingewirkt haben, damit diese Passage neben dem Bekenntnis zu CO2-freien Fahrzeugen ab 2035 Eingang findet in den Vertrag. Er wurde in einem Fernsehbeitrag damit zitiert, dass er «grossen Anteil daran» habe. Blume entschuldigte sich laut der ARD«Tagesschau» im Juli für die «falschen Worte», Lindner dementierte jegliche Einflussnahme.

Frankreich zahlt Geld für Elektrovelos

Unser westlicher Nachbar geht in Sachen Verkehrswende neue Wege: Wie das Portal electrek.co berichtet, bezahlt Frankreich jedem Bürger 4’000 Euro (umgerechnet gut 3800 Franken), wenn er oder sie das alte Auto gegen ein Elektrovelo eintauscht. Auch normale Velos profitieren demnach von diesem Anreiz.

Den vollen Betrag von 4’000 Euro erhalten Menschen, die ein niedriges Einkommen haben und in den sogenannten emissionsarmen Umweltzonen leben, in die der Zugang mit besonders umweltschädlichen Autos verboten ist. Wer mehr verdient oder anderswo lebt, erhält weniger. Wer sein Auto behält, aber ein Elektrovelo zusätzlich anschaffen will, kann bis zu 400 Euro vom Staat erhalten.

Wie es im Artikel heisst, gehen einige Städte noch weiter. So bietet Paris seinen Einwohnerinnen und Einwohnern eine Prämie von 500 Euro beim Kauf eines E-Bikes oder Velos. Die französische Hauptstadt will den Autoverkehr deutlich reduzieren.

Frankreich ist nicht das einzige Land, das neuerdings auf die Veloförderung setzt. In vielen Ländern werden laut dem Bericht mittlerweile steuerliche Anreize gewählt, wenn etwa der Berufsweg mit dem Velo statt dem Auto zurückgelegt wird.

In Belgien erhalten Bürgerinnen und Bürger demnach sogar Cash, wenn sie den ganzen oder Teile des Arbeitswegs mit dem Velo zurücklegen. Ein Kilometer Weg mit dem Velo werde mit 0,25 Euro vergütet. Im Vereinigten Königreich wird sogar etwas mehr angeboten.

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