Airlines verfehlen Klimaziele // Velofahrer leben gefährlich // Chaos wegen Neun-Euro-Ticket?

Beim Klimaschutz versprechen Airlines viel und halten wenig. Bild: WonHo Sung / Unsplash

Airlines in Grossbritannien haben alle Klimaziele verfehlt, die sie sich seit 2000 selbst setzten. Nur eine Ausnahme gibt es. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland: Velofahrer verursachen weniger Unfälle als gedacht und Deutschland befürchtet ein Bahn-Chaos wegen dem Neun-Euro-Ticket.

von Stefan Ehrbar
13. Mai 2022

Airlines verfehlen fast alle ihre Klimaziele

Fluggesellschaften waren im Jahr 2018 für 7 Prozent der Treibhausgasemissionen Grossbritanniens verantwortlich. Dabei überbieten sie sich seit Jahren mit Versprechungen und neuen Zielsetzungen, um das Klima zu schonen.

Die Nichtregierungsorganisation Possible hat nun analysiert, welche Ziele Airlines auch tatsächlich erreicht haben, die sie sich seit dem Jahr 2000 selbst gesteckt haben. Die meisten solcher Ziele beziehen sich auf die Verwendung umweltfreundlicher Kraftstoffe oder auf eine höhere Effizienz. Die Bilanz fällt vernichtend aus, wie die BBC berichtet.

«Die Unternehmen setzen sich mit viel Tamtam grossartig klingende Ziele. Sie reden ein paar Jahre lang darüber – dann gehen sie spurlos unter und werden nie wieder gesehen», sagt Leo Murry von Possible dem Portal.

Nur Easyjet habe ein Ziel erreicht, das sich die Airline gesetzt habe. Die Billigairline habe den Treibstoffverbrauch pro Passagierkilometer bis 2015 um drei Prozent senken können. Andere selbst deklarierte Ziele habe auch Easyjet verfehlt. So sei etwa aus der Ankündigung aus dem Jahr 2007, den «ecoJet» zu bauen, der 50 Prozent weniger CO2 ausstossen sollte als damalige Flugzeuge, nichts geworden.

Ein anderes Beispiel ist die Airline Virgin Atlantic. Sie hatte vor etwa zehn Jahren angekündigt, dass bis 2020 zehn Prozent des Treibstoffs aus Biokraftstoffen bestehen. Danach wurde es still. Letztes Jahr dann verschob Virgin Atlantic das Ziel auf das Jahr 2030. Auch die von Virgin-Gründer Richard Branson versprochenen drei Milliarden Dollar zur Bekämpfung des Klimawandels seien verschollen.

Weil die Luftfahrtindustrie nicht in der Lage sei, Flugzeuge bedeutend effizienter oder CO2-frei zu machen, fordern Aktivisten nun eine neue Strategie von der Regierung. Weil 15 Prozent der Menschen 70 Prozent aller Flüge durchführen, fordern sie etwa eine Vielfliegerabgabe. Laut der BBC findet ein solches Vorhaben auch in der Bevölkerung eine Mehrheit.

Velofahrende sind meistens die Opfer

Velofahrer sind Rüpel? Vielleicht – aber im Strassenverkehr sind sie bei weitem nicht die schlimmste Gruppe, und auch für zu Fuss gehende sind sie kaum eine Gefahr. Das zeigen neue Zahlen der Berliner Polizei, über welche die «Berliner Zeitung» berichtet.

Im Jahr 2021 wurden demnach mit 337 fast 16 Prozent weniger Zusammenstösse zwischen Velofahrern und Fussgänger registriert als im Vorjahr. Nur 93 davon ereigneten sich in Fussgängerbereichen der grössten deutschen Stadt. Schuld trugen Fussgänger und Velofahrer etwa zu gleichen Teilen.

Autos sind für Fussgänger die weitaus grössere Gefahr. So wurden im vergangenen Jahr in Berlin 1565 Zusammenstösse mit Autos verzeichnet, bei denen sich 318 Fussgänger schwer verletzten und 14 verstarben. Todesopfer bei Kollisionen mit Velos waren hingegen im letzten Jahr nicht zu verzeichnen.

Dennoch gaben in einer Umfrage des Deutschen Automobilclubs ADAC 45 Prozent der Befragten an, dass sie Velofahrer als rücksichtslos empfinden. Nur 30 Prozent sagten dies über Autofahrer.

Roland Stimpel vom Fachverband Fussverkehr Deutschland sagt, mehr als 90 Prozent der Fussgängerunfälle geschähen auf Fahrbahnen. Die Strassen müssten sicherer werden, etwa durch mehr Tempo 30, mehr Fussgängerstreifen und mehr Mittelinseln. Aber auch rund 100 Unfälle jährlich mit Velofahrern auf Trottoirs seien zu viel. Bussen und die Kontrolldichte müssten weiter steigen.

«Nach internationalen Studien kommen auf einen geschehenen Fuss-Rad-Unfall etwa 50 Beinahe-Unfälle. Das führt vor allem bei Älteren und Eltern zu viel Verunsicherung und schränkt die freie Bewegung auf den Gehwegen ein», wird Stimpel zitiert. «Nicht zuletzt schaden sich Radfahrer selbst: Wer illegal den Gehweg nimmt, kann sich nicht mehr glaubhaft über Falschparker auf dem Radweg beschweren.»

Bahn-Chaos wegen Neun-Euro-Ticket?

Ab Juni will die deutsche Bundesregierung für drei Monate ein neun Euro teures Monatsticket für den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr lancieren. Die Massnahme gehört zu einem Entlastungspaket, um gestiegene Energiekosten abzufedern.

Doch bei den Eisenbahnern kommt angesichts des zu erwartenden Passagierzuwachses keine Freude auf. Die Bahngewerkschaft EVG hat laut der «Jungen Freiheit» vor Chaos im öffentlichen Nahverkehr gewarnt. «Ich rechne mit Räumungen überfüllter Züge und wegen Überlastung gesperrten Bahnhöfen», sagte der EVG-Vorsitzende Klaus Hommel demnach bei einer Vorstandssitzung. Kein Bahnunternehmen sei ausreichend auf den zu erwartenden Andrang vorbereitet.

«Wir haben nur begrenzte Ressourcen an Maschinen und Personal. In der Sommerzeit, in der die Bahn ohnehin schon sehr stark genutzt wird, werden wir bei dem erwarteten zusätzlichen Andrang überall in der Republik Probleme bekommen», wird Ralf Damde zitiert, der Vize-Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der DB Regio Schiene/Bus. Laut ihm wollten sich 40 Prozent der Deutschen das vergünstigte Ticket kaufen.

Selbst die Verbraucherzentrale Bundesverband will die Einführung des Tickets auf unbestimmte Zeit verschieben. Denn wenn das Neun-Euro-Ticket im Herbst auslaufe, sei der Zeitpunkt denkbar schlecht, da dies mit dem Beginn eines allfälligen Öl-Embargos gegen Russland zusammenfallen könnte und die Preise in die Höhe treibe.

Schreiben Sie einen Kommentar

Diesen Artikel kommentieren