Billigflüge sind nicht das Problem // Velos fahren jetzt mitten auf der Strasse // Neuer Nachtzug

Ryanair setzt auf Lockvogel-Angebote mit tiefen Preisen. Bild: Marty Sakin/Unsplash

Mindestpreise für Flugtickets und Ökotreibstoffe funktionieren nicht, um die Zahl von Flügen innerhalb von Europas zu senken, zeigen neue Daten. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland: Grossbritannien gibt sich eine neue Verkehrsordnung und in Frankreich fährt ein neuer Nachtzug.

von Stefan Ehrbar
4. Februar 2022

Warum Billigflüge nicht das Problem sind

Die neue deutsche Regierung will Deutschland zu einem Vorreiter beim CO2-neutralen Fliegen machen – und setzt dafür auf alternative Kraftstoffe und einen europaweiten Mindestpreis für Flugtickets. Damit zielt die Ampelregierung etwa auf Tickets von Anbietern wie Ryanair, die Flüge für 10 Euro nach Mallorca versprechen.

«Wir werden uns bei der Europäischen Union dafür einsetzen, dass Flugtickets nicht zu einem Preis unterhalb der Steuern, Zuschläge, Entgelte und Gebühren verkauft werden dürfen», heisst es im Koalitionsvertrag. Das hätte einen Mindestpreis von etwa 40 Euro pro Flug zur Folge.

Doch ein solcher hätte kaum einen Einfluss auf das Fluggeschehen innerhalb Europas, hat die «Zeit» berechnet. So gebe es zwar beim Marktführer Ryanair die Strecke Frankfurt-London für 15 Euro und den Flug von Berlin nach Mallorca für 30 Euro. Doch diese «extremen Niedrigpreise» seien keineswegs repräsentativ für den Ticketmarkt. Selbst Low-Cost-Anbieter nutzten solche Sonderangebote vor allem, um Kundschaft auf die eigene Website zu locken.

Laut Christian Meier vom Vergleichsportal Check24 machen Billigflüge unter 40 Euro weniger als ein Prozent des Gesamtmarkts aus. Die durchschnittlichen Preise in Europa bewegten sich zwischen 100 und 300 Euro. Wegen ihres geringen Anteils hätten Mindestpreise für Billigtickets deshalb keine entscheidenden Auswirkungen auf die Zahl der Flüge. Mehr noch: Sie könnten die Klimabilanz verschlechtern, weil die Auslastung der Flugzeuge voraussichtlich leicht zurückgehen würde.

Auch synthetische Treibstoffe und Wasserstoff könnten das Problem nicht lösen. Für die Versorgung der Luftfahrt mit klimaneutralen Kraftstoffen wären laut Dieter Scholz von der HAW Hamburg riesige Mengen an Ökostrom notwendig. Selbst wenn in Zukunft genug Ökostrom zur Verfügung stünde, bleibe der Traum vom klimaneutralen Luftverkehr eine Illusion, weil der CO2-Ausstoss nur etwa ein Drittel der klimawirksamen Emissionen ausmache. Für den Grossteil seien die Kondensstreifenbildung und die Abgabe von Stickoxiden in die Atmosphäre verantwortlich. 

Neuer Strassenkodex in Grossbritannien

In Grossbritannien gilt eine neue Strassenverkehrsordnung. Darüber berichtet das Portal stern.de – und schreibt, dass Fussgänger Grund zum Jubeln hätten und «Autofahrer jetzt ganz tapfer sein müssen».

Die Änderungen seien vom Ziel von Null Verkehrstoten inspiriert. Das funktioniere nur, wenn schwächere und unfallgefährdete Verkehrsteilnehmer konsequent geschützt werden. Die neuen Regeln entsprächen einem «Konzept, das die Verkehrsteilnehmer, die im Falle einer Kollision am stärksten gefährdet sind, an die Spitze der Hierarchie stellt».

«Diejenigen, die für Fahrzeuge verantwortlich sind, die im Falle eines Zusammenstosses den grössten Schaden anrichten können, tragen die grösste Verantwortung, vorsichtig zu sein und die Gefahr zu verringern, die sie für andere darstellen», heisst es demnach neu in der Verordnung.

Konkret bedeuten die Änderungen, dass Velofahrer nur mit einem Abstand von 1,5 Metern überholt werden dürfen. Beim Aussteigen ist der Schulterblick mit Öffnen der Autotür mit der rechten Hand verbindlich. Velofahrer werden aufgefordert, in vielen Situationen nicht am Strassenrand, sondern in der Mitte der Fahrbahn zu fahren, vor allem, wenn sie sich Kreuzungen und Verengungen nähern.

Das bedeutet auch, dass Autofahrer künftig häufiger Velofahrern hinterher fahren müssen. Diesen wird zudem das explizite Recht eingeräumt, nebeneinander zu fahren. Zudem dürfen Velofahrende Autos im Stau und stockenden Verkehr neu rechts und links überholen.

Am ersten Wochenende mit den neuen Regeln kam es laut dem Portal zu «erbitterten Auseinandersetzungen». Viele Autofahrer hätten ihre «neue Position am Ende der Hackleiter» wohl nicht akzeptieren wollen.

Neuer Nachtzug in Frankreich

Der Nachtzug zwischen Paris und der französischen Stadt Hendaye an der Grenze zu Spanien soll im Sommer wieder verkehren, nachdem er die letzten fünf Jahre ausgesetzt wurde. Das berichtet das Portal «mediabask.eus».

Der Zug startet im Bahnhof Paris Austerlitz. Er wurde 2017 eingestellt, nachdem der französische Staat beschlossen hatte, mehrere Nachtzugverbindungen nicht mehr zu finanzieren.

Vorerst soll der Zug nur als saisonale Verbindung verkehren. Zwar hat Frankreich angekündigt, ein Nachtzugnetz mit einem Dutzend Linien aufbauen zu wollen (Mobimag berichtete). Diese Verbindung ist aber nicht Teil davon.

Ein Ticket für eine einfache Fahrt in einem Lehnstuhl soll 19 Euro kosten, im Liegewagen 29 Euro und in der ersten Klasse 39 Euro. Mit einem Ticket der ersten Klasse können Duschen im Bahnhof Paris Austerlitz genutzt werden.

Vertreter des Baskenlandes kämpfen dafür, dass auch weitere Nachtzüge wieder in Betrieb genommen werden – etwa jener von Bordeaux nach Hendaye.

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