Neue Daten zeigen die Anteile verschiedener Antriebsarten in europäischen Ländern auf. Die Schweiz rangiert bei den Elektroautos nur noch im oberen Mittelfeld und könnte bald sogar von Ländern wie Portugal überholt werden. Das zeigt die exklusive Mobimag-Analyse. Die Gründe dafür sind vielfältig.
von Stefan Ehrbar
11. November 2024
In der Schweiz waren 18,7 Prozent aller neu zugelassenen Autos in den ersten neun Monaten dieses Jahres rein elektrisch betrieben. Womit steht das Land damit im europaweiten Vergleich? Eine Antwort darauf geben neue Daten, die die Vereinigung der europäischen Automobilbauer (Acea) erhebt.
An der Spitze der Rangliste stand in den ersten drei Quartalen wie schon seit Jahren Norwegen mit 88,2 Prozent Elektro-Anteil an den Neuzulassungen. Danach folgen Dänemark (48,2%), Schweden (34%), die Niederlande (32,3%), Malta (29,5%), Finnland (28,2%), Belgien (27%), Luxemburg (27%) und Island (20,7%). Erst an zehnter Stelle folgt die Schweiz. Während der Anteil der Elektroautos hier zuletzt leicht rückläufig war, stieg er in anderen Ländern teils stark an – etwa in Portugal, das mit 18,4 Prozent nur noch wenig hinter der Schweiz liegt.
Für ein wohlhabendes und technologieaffines Land wie die Schweiz ist dieser Platz im vorderen Mittelfeld keine Glanzleistung, zumal der Zuwachs zuletzt unterdurchschnittlich war. Dazu passen auch andere Kennzahlen: Noch immer waren in den ersten neun Monaten 30,2 Prozent aller hierzulande neu zugelassenen Autos nur mit einem Benzin-Antrieb versehen, was mehr ist als in zehn anderen Ländern. Und: Auch wenn die Plug-In-Hybride und die Elektroautos zusammengezählt werden, reicht es der Schweiz nicht für einen Spitzenplatz.
Am wenigsten weit fortgeschritten ist die Elektrifizierung in Ländern im Osten Europas, etwa in Bulgarien, Slowenien, Kroatien und Tschechien. Hier handelt es sich zum Teil noch nicht einmal bei drei Prozent aller neu zugelassenen Autos um Elektrofahrzeuge.
Die Gründe für das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Schweiz sind vielfältig: Einerseits gibt es kaum staatliche Förderung respektive nur in wenigen Kantonen, andererseits sind viele günstige Elektroauto-Modelle etwa von chinesischen Autobauern wie BYD oder Nio hierzulande weiterhin nicht auf offiziellen Wegen erhältlich. Das soll sich allerdings ändern. So ist Emil Frey seit Anfang Jahr offizieller Vertriebspartner von BYD in der Schweiz.
Ein weiterer Grund ist, dass es in der Schweiz weiterhin kein Recht auf Laden für Mieter gibt. Gleichzeitig ist der Anteil der Menschen, die zur Miete wohnen, im europäischen Vergleich sehr hoch. Wenn sie nicht sicher sein können, ihr Elektroauto zuhause laden zu können, verzichten sie eher auf eine Anschaffung.
Immerhin: Im dritten Quartal zogen die Elektroauto-Verkäufe hierzulande wieder etwas an (Mobimag berichtete). Gut möglich ist also, dass es sich nur um eine temporäre Flaute handelte. Auf globaler Ebene auf jeden Fall - und dabei insbesondere getrieben vom riesigen Automarkt China - ist der Siegeszug des Elektroautos nicht mehr aufzuhalten.
Schreiben Sie einen Kommentar